Der maßgebliche Unterschied zwischen dem, was in dem Video dargestellt wird und dem europäischen Gebrauchsmuster von "Linern" ist die Nutzung an sich. Die Amis ziehen in das Mobil, fahren an ein Ziel und verbleiben dort. Entsprechend ist die technische Ausstattung. Autarkizität ist dort eher untergeordnet. Das Ziel ist eine möglichst kompfortable Behausung, die an einen Platz verbracht werden kann, wo die gesamte stationäre Ausstattung angedockt werden kann. Dabei nimmt man es in Kauf, dass die Geräte unhandlich sind aber legt Wert darauf, dass man möglichst viel Raum "ausfalten" kann, wenn man am Ort des Begehrens angekommen ist. Typisch ist, das einige elektrische Einrichtungen nur mit Landstrom benutzt werden können, das es relativ geringe Wassermengen an Bord gibt und die Einrichtungen häufig auf Landwasser, Permaableitung und Landstrom ausgerichtet wurden. Die "europäischen Liner" sind in der Regel ein Kompromiss zwischen Fahrdynamik und mobilem Komfort. Während die europäischen Eigner eher die "Herumreisenden mit Komfortanspruch" sind, sind die Amis eher eine Nation der "Hineinräumer, Hinfahrer und Dortbleiber". Ausnahmen bestätigen die Regel aber vom Nutzungsverhalten sind die Amis eher Wohnwagen mit Motor.
Was wir hier im Hinblick auf Autarkie betreiben, ruft bei den Amis eher ein Kopfschütteln hervor.
Wenn Ami-Mobile etwa nach Deutschland geholt werden um dem hiesigen Gebrauchsmuster zu dienen, dann müssen oftmals genau diese Punkte nachgerüstet werden. Nicht nur die Anpassung auf unsere Energieversorgungssysteme, sondern auch auch erheblich die Anpassung an die hier gewöhnten Gebrauchsmuster. Auf Stellplätzen gibt es eben nur beschränkte Stromversorgung, Stadtwasser und stellplatzbezogene Abwasseranschlüsse sind hierzulande wenig geläufig.
Es gibt Kompromisse. Amiwohnmobile sind auch in Europa vertreten aber oftmals eben mit angepasster Ausstattung und funktionalen Kompromissen. Darin steckt keine Wertung "gut oder schlecht".
Als Beispiel etwa die Dunstabzugshaube. Dieses Austattungsmerkmal ist bei den Amis "normal" auch weil die Mobile eben genutzt werden, wie ein Haus auf Rädern. Bei einem "Liner" eher unüblich, da ist die Küche meist nur eine Möglichkeit zum Kochen mit gewissen Einschränkungen. Da wo ein Liner für mind. 3 Tage autark betrieben werden kann, ist bei einem Amimobil in der Standardausstattung nach wenigen Stunden Schluß und einige Einrichtungen können garnicht betrieben werden.
Der Grund hierfür ist die Lebensweise, sprich die Art und Weise der Nutzung. Ami: Vollpacken, zum Ziel fahren, Aufstellen, Anschließen und verbleiben. Europäer: Einladen, losfahren und anhalten wo es einem gefällt, unbestimmte Zeit bleiben und weiterfahren. Der Europäer hat mit einem Liner meiste kein festes Ziel, sondern eine Route auf der sich mehrere Ziele befinden. Darauf ist eben auch die Ausstattung der Mobile ausgelegt. Das Ziel der europäischen Linereigner ist lange Zeit ohne Landstrom, eben autarkt stehen zu können um Orte zu erreichen oder zu nutzen, die unabhänngig von Infrastruktur sind. Bei den Amis ist das grundsätzlich anders. Die fahren in oftmals große Anlagen und selbst im tiefsten und einsamen Naturschutzpark hat es Strom, Wasser und Versorgungseinrichtungen für die Mobile, wenn es denn möglich ist.
Statt die Buden gut und nachhaltig zu isolieren wird eben die Heizung eine Nummer größer gewählt. Wobei man faiererweise auch zugeben muss, dass dieses Klischee inzwischen etwas reduziert wird. Die modernen Amimobile sind da besser und auch die Verarbeitungsqualität hat sich gesteigert. Von viel PlingPling zu wertigen Aufbauten. Auch hier ... Ausnahmen bestätigen die Regel.
Als Fazit bedeutet ein amerikanischer Liner entweder gehörige Anpassung an unsere Bedürfnisse oder eben enorme Kompromisse im Reiseverhalten. Optisch und von den Platzverhältnissen sind die Fahrzeuge attraktiv und vom Design könnten sich die europäischen Hersteller so manches Mal eine "Scheibe abschneiden" aber von der technischen Ausstattung und Energiebedarf gibt es doch einige Unterschiede.
Unsere "geläufigen Liner" sind technisch enorm kompremiert, das heißt bis in die letzte Ecke mit Technik und effektiver Ausstattung ausgenutzt. Die Amis bauen eben einen Meter länger, wenn der Platz nicht reicht. Das Konzept ist da eben anders und das korrespondiert mit den Anforderungen der Kunden. Wärend der Ami lieber noch einen Meter mehr und statt einem Slideout gerne 4 Stück hat, möchte der europäische Kunde ein vollausgestattetes Fahrzeug mit unbegrenzter Autarkizität, 1000Liter Frischwasser, selbstverdampfendes Abwasser, maximal 8m Länge, 2,30m Breite bei 35m² Wohnfläche und volle, durchgängige Stehhöhe bei 2m Aufbauhöhe und in der Heckgarage noch das Begleitfahrzeug, 2 Fahrräder und nen Motorrad.
Nebenbemerkung: Ich habe nichts gegen die amerikanischen Wohnmobile. Im Gegenteil mag ich die Dinger gerne leiden aber in der Nutzung kommen die Geräte meinen Ansprüchen einfach zu wenig entgegen. Einen Ami mit der technischen Ausstattung eines deutschen Premiummobils, technisch wertig und von den Energiewerten tragfähig und gleichzeitig mit dem Komfort der amerikanischen Ansprüche, das wäre mein Optimum.
vG
Martin