Graues Monster: Mirrorcam (Projektschritt 3)

    • Official Post

    Projektschritt 3: Mirrorcam


    Ich habe ein wenig hin- und herüberlegt, ob das Thema Mirrorcam nun ein Thema des Aufbaus oder eher ein Thema der elektronischen Modernisierung ist. Letztendlich geht es hier aber um die Fahrzeughülle, die Ausseneinheiten und die Funktionalität am Aufbau. Deswegen dieses Kapitel schon mal vorgezogen.

    Nebenbemerkung: Diese Beschreibung wird ja "nachgezogen". Das bedeutet, tatsächlich befinde ich mich inzwischen im Projektschritt 3, bei der technischen Einrichtung und dem Umbau der Fahrzeugaufbauelektronik.


    Warum überhaupt Mirrorcam? Die Antwort lautet - Sicherheit! Das Fahrzeug hat ja die berüchtigten Hornissenspiegel und die sind auch gut und für mich optisch ansprechend. Nur die Position des linken Spiegels führte immer wieder zu akrobatischen Bewegungen während der Fahrt. Die A-Säule, also der Rahmenteil zwischen Windschutzscheibe und Seitenfenster hat die Sicht auf den Spiegel immer wieder behindert und nötigte mich für Überholvorgänge auf der Autobahn im Sitz nach vorne zu rutschen um ausreichend Blickwinkel um die A-Säule herum zu haben. Desweiteren sind beide Rückspiegel durch einen Windschutzscheibenbereich sichtbar, der bei Regen von den Scheibenwischern nicht erreicht wird. Dann kommt noch hinzu, das bei blendender Sonne das Frontrollo als Sonnenblende verwendet werden kann. Beim Absenken verdeckt es aber ab einem bestimmten Punkt die Sicht auf die Spiegel.

    Die Lösung waren elektronische Rückspiegel, spricht das, was man gemein als Mirrorcam bezeichnet. Hierbei handet es sich um Ausseneinheiten mit integrierten Kameras für den Blick nach hinten und eine weitere Kamera für den Blick nach unten (Rampenspiegel). Die erfassten Bilder werden dann auf Monitoren dargestellt. Hierfür gibt es klassische Methoden eines zweigeteilten Bildschirmes in einem Format, der den Aussenspiegeln ähnlich ist. Gleichzeitig werden im oberen Bildschirmbereich die Sicht nach hinten und in einem kleineren, unteren Bereich der Blick nach unten dargestellt.


    Dieses System ist in Deutschland recht prominent bei LKW/Bussen des Herstellers Mercedes. So war es naheliegend sich dort über die Verfügbarkeit zu informieren. Die Sache ist allerdings am Preis gescheitert. Eine Nachrüstung mit dem Mercedes Mirrorcam-System wäre fast im 5-stelligen Eurobereich gelandet. Das war mir einfach zu teuer und stand für mich nicht im Verhältnis Nutzen zu Investition. Nachdem aber aus dem Asiatischen Markt (China) ein recht gut präsentiertes System bekannt wurde, haben wir uns mit mehreren Teilnehmern zusammengetan und direkt beim Hersteller in China Systeme bestellt. Den Kampf mit Versand und Zoll konnten wir so optimieren und haben die Systeme zu einem verträglichen Preis (ca. 1.200€ inkl. Versand) erhalten.

    Ein wenig "Abstimmungsarbeit" mit dem Hersteller war noch erforderlich und überraschend für uns lief das sehr geschmeidig. WIr hatten ein paar Anmerkungen, die Softwareänderungen an dem Betriebssytem und Konfiguration erforderten. Seitens des Herstellers vergingen nur Stunden bis zu Reaktion und Tage bis die entsprechenden Updates reibungslos bei uns zur Verfügung gestellt wurden.


    Zunächst wurde das gelieferte System bei mir unter Laborbedingungen aufgebaut:


    Da ich möglichst realistische Bedingungen haben wollte, wurde dann auch "mal eben" ein LiFePo4 Akku zusammengestellt und das System via Akku betrieben


    Da auch eine Dashcam mit in die Videosystem einbezogen werden sollte, wurde auch die Dashcam mit implantiert:


    Bei den Tests zeigte sich, dass die Perspektive der Kamera "nach hinten" und die Perspektive der Kamera "nach unten" nicht meinem Geschmack entsprach. Das ging auch den anderen Partnern der Bestellung ähnlich. Bei dem Hersteller wurde das angemerkt und durch eine Softwareanpassung (Zoom) parametrierbar gestaltet. Ich war schneller ... und habe die Kameras für den Blick nach hinten und nach unten getauscht.


    Das ist das Kameragehäuse


    Ich habe das Gehöuse dann geöffnet ...


    Dabei habe ich festgestellt, das die Kameraeinsätze für den Rückblick und Rampenblick identisch sind und die beiden Kameras einfach getauscht:


    Das Ganze war eine Aktion weniger Minuten


    Das Ergebnis war für mich gut ....


    Da ich die Verkabelung sowieso gerade "in den Fingern" hatte, habe ich gleich nochmal die Videoleitung für den unteren Bildschirmteil identifiziert. (Der Gedanke ist diesen Bildschirmbereich ggf. auch noch für andere Zwecke zu verwenden. Dazu aber später etwas mehr.)


    Für die Befestigung der Spiegelmonitore wurde eine recht robuste Halterung mitgeliefert. Allerdings habe ich im Fahrzeug keine Befestigungsmöglichkeit für diese Halterung, da lediglich ein 2cm breiter Steg als Führung des Frontrollos und gleichzeitig Anschlag für das Verdunklungsplissee der Seitenfenster vorhanden war. Das Frontrollo und auch die Plissee´s sollen ja weiterhin nutzbar sein.

    Hierfür habe ich mir dann eine Halterung konstruiert und endlich den 3D-Drucker beschafft, der sowieso in der Planung war und nun konkret benötigt wurde. Nach einem kurzen Ausflug in die Materie 3D-Kunststoffdruck habe ich mir dann den Halter ausgedruckt: (Dieser Halter auf den nachfolgenden Foto war aber nicht ausreichend stabil, weswegen ich da nochmal nachgelegt habe - die 3D Datei befindet sich auch hier im DigiCamper in der 3D-Datenbank)



    Zunächst musste ich mir eine funktionierende Spannungsquelle suchen. Dabei habe ich unter dem Armaturenbrett eine recht wüste Verkabelung vorgefunden und da erstmal "aufgeräumt". Mit dem neuen 3D Drucker habe ich mir Halterungen für Wago-Klemmen konstruiert und gedruckt (ebenfalls hier in der 3D Datenbank). Damit war es mir möglich die Verkabelung zu sortieren, aufzuräumen und nachhaltig zu beschriften. Das betraf im Wesentlichen die Verkabelung des Aufbauherstellers. Bei der Fahrgestellseitigen Verkabelung gab es wenig zu optimieren aber ich benötigte diverse Signale (Armaturenbeleuchtung, Spannungsversorgung Zündung ein, Spannungsversorgung Schaltunabhängig, ect.). Dafür habe ich mir diverse Klemmleisten angelegt und entsprechend beschriftet.


    Auf diese Art und Weise habe ich Ordnung in die Sache gebracht und als Nebeneffekt 13,5Kg überflüssiges Kabelmaterial entfernt (Kabel gekürzt, überflüssige Verkabelungen entfernt).


    Dann wurden die Monitore angebracht und die erforderlichen Kabelwege gestaltet:


    Hier nochmal das Detail mit dem letztendlichen Halter für die Monitore:


    Die Klemmleisten wurden dann auf verschiedene Gruppen aufgeteilt: Fahrgestell, Aufbau und lokale Versorgung der Armaturentafel (Beleuchtung)


    Hier nochmal der Blick auf den dann "aufgeräumten" Zustand:


    Nach einem ersten Test erfolgte dann der finale Zusammenbau:


    Nun wurden noch die Ausseneinheiten installiert, verkabelt und zusammengebaut. Da ich ja die originalen Hornissenspiegel belasse, wurden die Kameraeinheiten unterhalb des vorhandenen Spiegelfußes installiert um die Optik beim Anblick des Fahrzeuges angenehm zu gestalten und nicht irgendwo, mitten in der Fläche diese Hörner zu haben:


    Die Dashcam mit integriertem Abstandswarner wurde ebenfalls montiert:


    und so siehts nun aus ... Bei den Arbeiten am Armaturenbrett habe ich auch gleich eine Beleuchtung mit verbaut ..


    Da diese Arbeiten ja bereits ein paar Wochen, sogar Monate her sind. Gibt es auch gleich einen Erfahrungsbericht:


    Zunächst mal: Das Spiegelkamerasystem möchte ich nicht mehr missen. Die Wahl des Systems war gut, auch weil der Hersteller sehr schnell, unkompliziert und spontan auf unsere Anforderungen einging. So wurde eine Zoomfunktion für die Kameraeinstellungen und diverse Details in der Menüführung nachgeliefert.

    Nachteilig war zunächst die sehr glatte und somit spiegelnde Oberfläche der Bildschirme. Das habe ich durch eine Antispiegelfolie aus dem EDV-Bereich (Monitorentspiegelung) beheben können. Trotzdem ist bei heftiger Sonneneinstrahlung die Bilddarstellung nicht optimal. Allerdings wird dieser Nachteil in der Gesamtbetrachtung wieder relativert. Bei Dunkelheit sieht man auf den Monitoren Details, die in der Betrachtung über die klassischen Spiegel nicht zu erkennen sind. Bei Regen und/oder Dunkelheit hat das System massive Vorteile gegenüber den Spiegeln. Klare Sicht und deutlich besser erkennbare Konturen. Die Blendwirkung von Fahrzeugen, die sich im Dunkeln von hinten nähern ist nicht schön aber akzeptabel.

    Ein Wahnsinnsvorteil ist die Übersichtlichkeit der Fahrzeugseiten. Auf dem linken Monitor sieht man überholende Fahrzeuge komplett durchgängig, bis sie an einem vorbeigefahren sind. Kein "toter Winkel". Rechts ist es vergleichbar und auf einen Blick sieht man im Rampenspiegel den Abstand zur seitlichen Fahrbahnbegrenzung wesentlich einfacher und deutlicher als im Spiegel.


    Worauf man achten sollte: Das Gehirn hat sich im Rahmen der Gewohnheiten an die Spiegelpositionen gewöhnt. Wenn man sich also nicht konzentriert, dann schaut man automatisch wieder auf die klassischen Spiegel, bemerkt das und wendet den Blick dann auf die Monitore. Es dauert eine gewisse Zeit und erfordert ein wenig Training um den Schwenk zu den Monitoen in die Reflexe "einzubauen". Bei mir ist nach 2 Monaten Betrieb die Situation so, dass ich bei normaler Fahrt links auf den Monitor schaue und rechts auf den Spiegel. Im Dunkeln oder bei Regen verwende ich nur die Monitore. Das ich nun bei entgegenkommender Sonne das Frontrollo bedenkenlos herunterfahren kann und trotzdem den Blick nach hinten behalte, ist ein sehr deutlicher Vorteil.

    Auch beim Rangieren im Dunkeln zeigen sich die Darstellungen auf den Monitoren sehr vorteilhaft. Details, die im Spiegel schon längst nicht mehr sichtbar sind, erkennt man auf den Monitoren (Restlichtverstärkung) recht gut. Zur Not kann man die in den Kameraeinheiten vorhandenen Scheinwerfer noch einschalten.


    Resümee ... durchaus vorteilhaft, würde ich wieder machen.


    Kleiner Nachschlag:


    Hier nochmal ein Bild im Detail von der Ausseneinheit (Kamera)


    Und ein kleiner Vorgriff auf die spätere Dokumentation des Elektroumbaus:

    Die Mirrorcams und auch die Dashcam ist nur ein Teil, ein Baustein des Konzeptes. Insgesamt gibt es neben den Mirrocams und der Dashcam auch noch weitere Videosysteme wie Rückfahrkamera, Heckkamera (Unterboden), Dachkamera (Höheneinschätzung), Kamera an den Tankablässen.

    Damit ich nicht das Armaturenbrett mit Monitoren vollkleistern muss, habe ich alls Kamerasignale auf eine Art virtuelle Kreuzschiene rangiert und stelle die Videobilder auf dem Androidradio dar. Nur Bilder, die ich parallel benötige, werden auf mehreren Bildschirmen dargestellt. Das sind etwa die Bilder der Mirrorcam. Da die Einzelsysteme (Dashcam, Mirrorcam) eigene Videoaufzeichnungen beinhalten, werden diese Aufzeichnungen ebenfalls im Speicher des Androidrarios zusammengeführt. So kann ich zur Dokumentation die Bilder/Videos zeitlich parallel ablaufen lassen und das Gesamtszenario besser darstellen.


    Dafür war ein modernes Android > Version 10 (ich habe Version 12) erforderlich. Deswegen wurde ein neues Gerät beschafft und da ich auch endlich mal vernünftigen Sound im Fahrzeug haben wollte, auch gleich eine Anlage von Renegade, die meine Klangbedürfnisse absolut befriedigt. Hier noch ein Bild des zusammengeschaltenen Systems unter Laborbedingungen:

Participate now!

Don't have a user account on our site yet? Register for free and enjoy all the benefits of the DigiCamper Community!