Der Fischer und der Lehrer

Wir sind jetzt hier ein paar Wochen in Aglou Plage, damit wir wenigstens vorübergehend eine feste Adresse haben. Das ist notwendig, wenn man das 90-Tage Visum verlängern lassen möchte. Dazu gibt es demnächst einen weiteren Beitrag.

Aglou Plage ist nicht gerade schön. An der Promenade gibt es ein paar Restaurants, den Strand und nur Ferienwohnungen bzw. die Sommerhäuser der Marokkaner.



3, 4 km vom Strand weg, hat es noch ein paar Ansammlungen von Häusern, aber nichts besonderes.

Der einzige Supermarkt ist der hier am Campingplatz.

Und dennoch haben wir wieder interessante Bekanntschaften gemacht.

Nicht weit weg gibt es eine Stelle, an der die Fischer mit ihren Booten rausfahren, wenn die Wellen es zulassen. Mit etwas Glück kann man ihnen dort für ein paar Dirham fangfrische Brassen abkaufen.



Da es hier zwar Metzger gibt, aber keine Fischläden, nutzen wir es gerne, direkt bei den Anglern zu kaufen. Die Preise liegen zwischen 20 und 50 Dhm, je nach Angler und Verhandlungsgeschick.



Der Fischer

An einem windigen Tag kam ein Fischer auf uns zu und wir kamen ins Gespräch.

Er sei auf Tintenfische spezialisiert, lies er uns wissen. Das wäre ja eine interessante Abwechslung auf unserer Speisekarte. Er wohnt direkt an der Klippe und die winzigen Zimmer befinden sich im Berg.



Wir saßen bei Tee und Feigenschnaps zusammen und versuchten in mehreren Sprachen zu kommunizieren. Das war ganz lustig und hat auch irgendwie geklappt.

Jedenfalls konnten wir 2 Tage später 3 Tintenfische abholen. Ich habe mein Exemplar noch am selben Abend zubereitet und es war köstlich.



Das war die Geschichte vom Fischer.

Der Lehrer

Und an dem Tag als uns der Fischer in sein kleines Felsenhäuschen eingeladen hatte, war noch ein weiterer Besuch da. Er erzählte, dass er Lehrer war, aber jetzt in Rente ist. Spontan hat er uns zum Couscous in sein großes Haus eingeladen. Wir haben dankend angenommen, aber nicht im geringsten erwartet, dass es wirklich klappt. Zumal er ja erwähnte, dass nur Frauen Couscous zubereiten können und seine Frau mit Sicherheit nichts von 4 Gästen wusste.


2 Tage später haben wir die Tintenfische abgeholt und der Fischer teilte uns mit, dass wir am nächsten Tag beim Lehrer zum Couscous eingeladen waren. Nun denn.

Es war Montag und wir mussten am Vormittag soundso im Örtchen ins Bureau Communale, um die Kopien unserer Reisepässe beglaubigen zu lassen. Im Café 2000 haben wir bei The de Menthe die Zeit überbrückt und tatsächlich kam der Lehrer mit dem Moped an und hat uns abgeholt.

Und er hat nicht übertrieben, als er von einem großen Haus sprach. Wir wurden im obligatorischen Gästezimmer zum Tee eingeladen und bekamen dann eine Führung durchs Haus.

Wir begrüßten Frau und Tochter, die uns allerdings beim Essen keine Gesellschaft geleistet hatten.

Es war vorzüglich!



Wir sind immer wieder aufs Neue beeindruckt, wie gastfreundlich die Marokkaner sind. So interessiert an anderen Menschen und überhaupt nicht oberflächlich. Das hatten wir bei unserer ersten Reise schon erlebt und können das erneut bestätigen. Es ist alles sehr herzlich und offen.

Wir wurden dann noch in sein anderes Haus geführt, in dem er früher mit seinen Eltern gelebt hat. Und wieder gab es Tee. Dann ging es noch in die Felder zu den Olivenbäumen. Unterwegs sahen wir wieder die Bewässerungsanlagen. Man kann dort zentral Wasser für ca. 1,5 Stunden/Tag kaufen und dann wird der Kanal entsprechend umgeleitet.



Was wir hier auch beobachten haben, war der traurige Zustand der Feigenkakteen. Vor einiger Zeit haben sich Bakterien verbreitet, die alle Feigenkakteen verdorren lassen.


Riesige Flächen sind komplett zerstört. Man findet nur selten ein paar Exemplare, die in privaten Gärten stehen.


Total erledigt von diesem aufregenden und beeindruckenden Tag sind wir wieder auf den Campingplatz zurückgekehrt. Es macht so viel Spaß, beim Reisen Neues kennen zu lernen und sich mit anderen Menschen auszutauschen, wenn man offen und interessiert ist. Das wird einem gerade hier in Marokko einfach gemacht.