Wohnmobile aus China - Eure Meinung?

  • Liebe DigiCamper,


    in letzter Zeit kommt das Thema "Wohnmobile aus China" vermehrt in den Medien und auch auf Messen zum Tragen.

    Bei den PKWs war noch vor 10 Jahren kaum ein chinesischer Anbieter auf dem (europäischen) Markt, innerhalb weniger Jahre hat sich das aber nun deutlich geändert. Neben BYD, Nio, MG, Airways, kommen einem auch Lynk&Co. und Polestar immer häufiger auf der Straße entgegen. Auch wenn z. B. bei Lynk&Co., Polstar und MG die Wurzeln irgendwann mal europäisch waren, kann man mittlerweile durchaus von einigen Modellen sprechen, die in China entwickelt und inzwischen hier in Europa vertreiben werden. Das erstgenannte Modell (BYD) wird sogar von einigen Mercedes-Benz Autohäusern hierzulande vertrieben. Auch wenn Daimler eine kleine Beteiligung an BYD hat, ist das zumindest "interessant" zu beobachten, dass in deren Autohäusern inzwischen das "Konkurrenz-Produkt" vertrieben wird, denn auch BYD lässt den Luxusbereich nicht aus.


    Bei den Reisemobilen kündigt sich ein Déjà-vu an. Noch gibt es sie de facto nicht, aber die Ankündigungen und Vorstellungen von (derzeit noch nicht in der EU zugelassenen) Mobilen werden mehr und es ist anzunehmen, dass sich da in den nächsten 10 Jahren was tun wird. Wird es ein ähnlicher Weg, wie bei den PKW-Herstellern?


    Was ist Eure Meinung zu dem Thema?

    • Würdet Ihr ein chinesisches Modell in Betracht ziehen, wenn Qualität und Preis stimmig sind?
    • Wie seht Ihr die Entwicklung des heimischen Reisemobilbranche - sind die hiesigen Hersteller gut genug aufgestellt? Gerade in Deutschland sind ja doch einige Hersteller angesiedelt, die derzeit große Stückzahlen produzieren.
    • Wird es möglich sein, ein flächendeckendes Servicenetz inkl. Ersatzteilbeschaffung schnell aufzubauen oder wird wie bei Mercedes-Benz möglicherweise auch ein bestehender Hersteller in diese Rolle schlüpfen und chinesische Modelle anbieten?


    Ausschlaggebend für diesen Thread war übrigens dieses Video, was ich in YouTube gesehen habe:


    External Content www.youtube.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.

  • Hallo Josef,

    ein interessantes Thema!

    Zu 1): Ja, wenn Punkt 3) sicher gestellt ist.

    Wenn man sich die Entwicklung auf dem Pkw-Sektor ansieht, als anfangs kaum ein Auto einen Crash-Test bestanden hat, kann ich mir gut vorstellen, dass im Womo-Bereich mit einer besseren Strategie losgelegt wird.

    Mit Iveco als Basis hätte ich da schon ein gutes Gefühl. Und bei der Ausstattung habe ich auch ein paar bekannte Hersteller gesehen. Da sind schon ein paar clevere Ideen umgesetzt.

    Wo ich gerne mehr Infos hätte, wären die Slideouts. Was wird da eingesetzt? Könnte man das in Europa reparieren?

    Na, und dann natürlich der Preis.

    Wenn es zumindest die europäischen Hersteller wachrüttelt, was da gerade abläuft, ist doch auch schon mal etwas erreicht.

  • Hallo zusammen,

    das Thema China beschäftigt mich schon seit Jahren.. Meine Meinung ist, wenn wir alle unter

    gleichen Bedingungen die Produkte herstellen würden und Wettbewerb in China geduldet würde, könnte ich mir Punkt 1 vorstellen. Nur wenn

    in Deutschland nicht mehr entsprechend produziert wird, entstehen auch keine neuen Ideen und Technologien. Wir schaffen uns immer

    mehr Abhängigkeiten. Unsere jetzigen Sozialleisten werden darunter leiden und das sollte man sich zum jetzigen Zeitpunkt vor Augen führen.

    Wir sollten auch an die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder denken. ;)

    Gruß

    Wolfgang

  • Aktuell ist es ja nur ein Chinesischer Hersteller, der sich vorgewagt hat. Die anderen Modelle aus China sind ja Derivate, die lediglich in China produziert werden aber auf teils europäischen, amerikanischen Standards basieren.


    Der Deedle ist scheinbar eine komplette chinesische Entwicklung und Konzeption. Man möge meinen, die müssten erst noch ihre Erfahrungen sammeln bis zur Marktreife aber tatsächlich baut der Hersteller bereits seit 2009 Wohnmobile und davor autarke Mobilquartiere für Landarbeiter. Die Jahresproduktion von inzwischen über 1.000 Fahrzeugen geht mehrheitlich nach Australien aber ein zunehmender Anteil der Produktion verbleibt auch in Asien. Das bedeutet, der Hersteller hat Erfahrungswerte und das macht sich bei der Ausstattung der Fahrzeuge auch deutlich bemerkbar.


    Die Chinesen sind nicht dumm. Dabei beziehe ich mich rein auf die Technik. Bereits aufgrund der Wohnungsknappheit in den Großstädten sind sie es gewohnt auf engstem Raum das Maximale herauszuholen. Das macht sich auch in dem Fahrzeug aus dem Video deutlich bemerkbar. Der große Unterschied zwischen der chinesischen Produktion und der Herstellung deutscher Mobile ist der Spagat zwischen Materialkosten und Produktionskosten. Während bei den deutschen Herstellern der größte Preistreiber die Löhne sind, ticken die Uhren in China etwas anders. Trotz hochwertigem Material bleiben die preislich immer noch in einer probaten Preisspanne, da die Personalkosten deutlich geringer sind als hierzulande. Gleichzeitig stehen die Mitarbeiter in China aber auch deutlich mehr "hinter ihren Produkten" und versuchen immer wieder das optimale herauszuholen und "Das Optimale" ist dort eben weniger die Marge.


    Für unseren Wohnmobilmarkt bedeutet das einen enorm anwachsenden Druck auf die Hersteller sich mit innovativen Konzepten auseinander zu setzen und durch Leistung den Preisdruck zu kompensieren. Ich denke, dieser Druck ist erforderlich und für die Mobilisten hilfreich.


    Übrigens kann man den Deedle bereits kaufen und bekommt ihn nach Umrüsten der Beleuchtung (Iveco) auch in Deutschland per Einzelabnahme zugelassen. Es ist dann eben ein Daily mit Wohnmobilaufbau und muss die grundsätzlichen Kriterien für etwa einen Selbstausbau erfüllen. Das ist etwas aufwendiger aber machbar. Zur Zeit lohnt es sich allerdings eher nicht, da Importkosten und Nebenkosten den Preisvorteil nicht nur aufheben, sondern deutlich überschreiten. Das Fahrzeug kostet in China ca. 80k€ in Vollausstattung. Bis er dann hier in Deutschland steht und Einfuhrzoll etc. bezahlt ist, fehlen bereits fast 120.000€ Scheinchen in der Geldtasche. Dann muss bei Iveco die EU-Software drauf (Länderanpassung) und ein paar Details, wie Scheinwerfer, ausgetauscht werden. Dann benötigt man die Fahrzeugdaten von Iveco (COC-Papiere für das Vergleichsmodell) und fährt zum Tüv zur Einzelabnahme. Für den Teiletausch werden nochmal ca. 5-7k€ aus der Geldtasche gepflückt und die Einzelabnahme beim Tüv schlägt mit irgendwas zwischen 160-1.400€ zu Buche (kommt darauf an, wie viele Prüfpunkte der Prüfer aus der Kladde zieht). Damit landet man bei etwa 135k€ und hat ein Fahrzeug, welches man mit dem Fahrgestell in die Werkstatt bringen kann aber mit einem Aufbau, der von der Ersatzteilversorgung eher langwierig ist. Von Gewährleistung erstmal garnicht zu reden ...


    vG

    Martin

Participate now!

Don't have a user account on our site yet? Register for free and enjoy all the benefits of the DigiCamper Community!