03.Oktober Portugal zwischen Porto und Lissabon

Wir haben den 3 Oktober und feiern heute den Tag der deutschen Einheit.

Ohne die Wiedervereinigung und ohne Helmut Kohl und Michael Gorbatschow, würden wir heute nicht mit Ende 40 und Anfang 50 quer durch Europa reisen. Wir haben diesem tollen Staat ein tolles Leben zu verdanken. In der DDR wäre uns dieses freie Leben trotz aller Mühen nicht möglich gewesen.

Die vergangenen 4 Tage verbrachten wir auf einem tollen Stellplatz direkt am Meer.

Der Ort heißt :

Google Maps
Mit Google Maps lokale Anbieter suchen, Karten anzeigen und Routenpläne abrufen.
maps.app.goo.gl

Dieser Stellplatz wird von einer ganz reizenden Familie geführt. Der Platz kostet 9€ plus 4€ Strom, falls man das möchte.

Es gibt ein Sanitärhaus, es soll ganz anständig und sauber sein, wir haben es nicht benutzt. Außerdem eine großartige V/E Station in welcher 2 XXL Wohnmobile gleichzeitig entsorgen können. Wir haben am Vortag immer frische Backwaren geordert, diese werden bis zum Mobil geliefert. Der Platz ist ziemlich großzügig und jedes Mobil hat ausreichend Platz um die gesamte Markise rauszufahren. Nur wenige Schritte entfernt ist eine zauberhafte Strandbar. Dort haben wir einige Mahlzeiten genossen, vorwiegend vegetarische Küche. Ein Traum vor allem mit traumhafter Aussicht auf den stürmischen Atlantik.

Wir haben uns allerdings gefragt, wie die dort Geld verdienen wollen. 2 große Eistee, ein Espresso und ein Latte Macchiato kosten zusammen 4,60€ . Das köstliche Menu und mein Thunfisch Sandwich haben zusammen keine 12 € gekostet, dafür kann man selbst nichts kochen. Uns hat es ausgezeichnet geschmeckt und die Mitarbeiter *innen waren sehr lieb und bemüht.





Von hier haben wir einen kleinen Ausflug mit dem Rad gemacht. Nach fast 15 Tagen Pause, war das ziemlich anstrengend. Wir fuhren immer am Wasser entlang nach Costa Nova do Prado.

Hin und Zurück 32km.



Was heute wie ein Instagram-Wunder wirkt, war einst eine praktikable Lösung: Im achten Jahrhundert ließen sich die ersten Fischer*innen an der Costa Nova nieder, da sie vermuteten, dass der Zugang zum Meer hier weniger gefährlich sei. Also fingen sie an, einfache Strohscheunen zu bauen – der erste Schritt in Richtung Fischerhäuschen von heute.

Anfangs gaben die Fischer *innen ihrer neuen Basis keinen Namen. Erst im 19. Jahrhundert dachte man darüber nach und entschied sich für Costa Nova.

Auch hier war die Wahl eher praktisch als romantisch. Um den Küstenabschnitt von dem älteren am Strand São Jacinto, der sogenannten Costa Velha, zu unterscheiden, entschied man sich für Costa Nova – so gab es von da an also die alte und die neue Küste.

Als die Fischer*innen ihre Scheunen bauten, merkten sie, dass der Boden wegen der Küstennähe und des Sandes zu weich war. Deshalb benutzten sie Stege, die in den Sand gerammt wurden. Außen wurden horizontal lange Holzscheite angebracht. Diese Pfahlbauten wurden als Palheiros bezeichnet.



Die Idee, die langen Holzscheite außen in bunten Farben zu streichen, kam den Fischern nicht, weil es hübsch aussah. Im Gegenteil: Weil die Farben des Sandes und der Küste ihrer Meinung nach ineinander verliefen, entschieden sie sich, die Häuser in leuchtenden Farben zu streichen, damit man sie vom Wasser aus besser sehen konnte.

Im Laufe des 19. Jahrhundert nutzte man das Meer nicht nur zum Fischen, sondern erstmals auch zum Baden. Das galt nun als salonfähig und vor allem gesund, da Ärzte den hohen Jodgehalt im Wassers als heilend einstuften. Die ersten Touristen *innen kamen an die Costa Nova – und vertrieben im Laufe der Jahre immer mehr Fischer*innen denen der Trubel zu viel war.

Es gab aber auch Fischer und Fischerinnen die sich den Trend zunutze machten: Im Verlaufe der Zeit begannen einige, ihre Strohscheunen in bewohnbare Unterkünfte zu verwandeln.

Aus einfachen Lagerhäuschen wurden hübsche Ferienhäuser und aus dem ruhigen Fischerdörfchen von einst ein beliebtes Badeurlaubsziel.

Die Region punktet mit gut ausgebauten Radwegen und viel Natur. Dazu Kilometerweite Sandstrände und lauter zufriedene Portugiesen. Portugal ist wirklich kein reiches Land und musste sich mühsam von der Diktatur und der Armut erholen, aber die Menschen hier sind definitiv zufriedener als in Deutschland. Es ist soo viel entspannter hier. Da ist nicht gleich Geschrei, weil ein fremder Hund über das Handtuch gelaufen ist, die Leute kommen schnell ins Gespräch, wenn man es zulässt. Es wird viel mehr geredet und viel mehr gelacht. Bei uns ist das Glas immer halb leer, in Portugal immer halb voll. Allerdings sieht man hier viele leere Geschäfte und viele Portugiesen *innen haben keine Arbeit oder ein sehr niedriges Einkommen. Viele angeln nicht nach Fischen, weil Fisch gesund ist, sondern weil Fisch quasi kostenlos ist. Darüber machen sich Reisende meist keine Gedanken.

Ich glaube wir haben in Deutschland allen Grund zufrieden zu sein.

Heute sind wir weiter gereist und haben über die Webseite vom Digicamper.com einen tollen Stellplatz gefunden.

Richtig gelesen! Über Digicamper, kann man unter Radar auch Sehenswürdigkeiten, Camping oder Stellplätze finden. Das funktioniert über die Umkreissuche. Wer etwas findet, was noch nicht eingetragen ist, kann es kinderleicht hinzufügen.

Google Maps
Mit Google Maps lokale Anbieter suchen, Karten anzeigen und Routenpläne abrufen.
maps.app.goo.gl


Wohnmobilstellplatz Praia de Vieira


Der Platz ist kostenlos, allerdings ohne Wasser, Strom und ohne Entsorgung. Dafür unmittelbar am Strand und fussläufig zu diversen Restaurants.

In den Bewertungen stand, es ist ziemlich dreckig. Jetzt nicht mehr !!!! Matthias und ich haben immer Müllsäcke dabei und Handschuhe 🧤 und so haben wir einen großen Sack mit Plastikflaschen und allerlei sonstigem Verpackungsmaterial zusammengetragen. Alles Dinge die anderen Reisenden unbeabsichtigt und unbemerkt aus dem Mobil gefallen sind. 😀

Wir freuen uns immer, wenn wir einen Platz sauberer verlassen können, als wir ihn vorgefunden haben. Nicht nur wir freuen uns dann, sondern auch die Reisenden welche nach uns hier ankommen.


Nach unserer Müllaktion haben wir uns auf den Weg zu einem Restaurant gemacht. Eine

hübsche Terrasse am Strand und ganz frischer Fisch. 🫶Man sucht sich eine Dorade aus und die landet direkt auf dem Holzkohlengrill. Auch hier wieder eine tolle Familie, herzliche Bedienung, immer freundlich, immer auf Zack. Wir haben noch einen Nachtisch bekommen und wurden wie Freunde behandelt. Toll !


Hier ist das Restaurant, nur 5 Minuten vom Stellplatz entfernt. 👍


Google Maps
Mit Google Maps lokale Anbieter suchen, Karten anzeigen und Routenpläne abrufen.
maps.app.goo.gl


So nun gab es wieder mal ein Lebenszeichen von uns. Ich bin richtig froh, das es bergauf geht.

Wir sind schon ganz gespannt, wo Digicamper uns morgen übernachten lässt.

Ich muss jetzt wieder nach Mobilen schauen, wir haben uns in einen schicken Concorde Charisma 850 ohne Hubbett verliebt. 🥰

Bleibt gesund und bis bald .


Anbei noch ein Bild von unserer Freundin Minka vom letzten Stellplatz, die bekam jeden Morgen und jeden Abend eine Mahlzeit bei uns . Die hat dann auch direkt bei uns geschlafen.

Comments 2

  • Hallo Daniel,


    schön zu lesen, dass es Euch wieder besser geht!

    Ich wünsche Euch für den Rest Eurer Reise, dass ihr von weiteren Infektionen verschont bleibt.


    Interpretiere ich es richtig, dass ihr in der DDR geboren seid?

    Mit jedem weiteren Jahr nach der Wiedervereinigung scheint die Zahl der unzufriedenen Menschen aus der ehemaligen DDR zuzunehmen, was mich sehr nachdenklich macht.

    Wenn ich heute in dem Gebiet unterwegs bin (Magdeburg, Halberstadt, Rostock und Stendal) in dem ich zwischen 1990 und 1992 im Aussendienst war, und sehe wie sich alles zum Positiven verändert hat, verstehe ich diese Unzufriedenheit noch weniger.


    Sorry für meine Gedanken zum 3. Oktober.

    Falls ich es also richtig interpretiert habe, freut es mich umso mehr, das es bei Euch anders ist!


    Viele Grüße


    Michael

    • Hallo Michael,

      Ich habe Dir eine private Antwort gesendet.

      Wir blicken mit Stolz und Dankbarkeit auf die letzten 30 Jahre zurück. Wir lieben Deutschland und können die Unzufriedenheit im Osten in keinster Weise verstehen.

      Wir möchten die Zeit nicht zurück drehen und sind froh im Wiedervereinigten Deutschland zu leben.

      Reisen erweitert den Horizont und wenn man aus Marokko oder Rumänien zurück kommt, weiß man in welchem Luxus wir in Westeuropa eigentlich leben.

      VG Daniel