16.12.2023 Von Tata nach Tafraoute
Wir wollen uns langsam in Richtung Atlantik bewegen und haben eine Route durch den Anti-Atlas gewählt. 2 Punkte stehen dabei auf unserer Liste:
- die Wasseruhr von Tata
- den Speicher von Ait Kine
Die Wasseruhr
Die Wasseruhr ist zwar nur 6 km vom Campingplatz entfernt, aber da sie auf dem Weg liegt, wollten wir sie gleich morgens nach der Abfahrt besuchen.
Eine Wasseruhr funktioniert im Prinzip wie eine Sanduhr. Wasser benötigt eine bestimmte Zeit, um aus der Öffnung einer Schale herauszulaufen. Die Bauern können diese Zeit kaufen und ein Wächter lenkt das Wasser durch unterirdische Kanäle zu den Feldern. Das ist eine uralte Methode der Bewässerung, vor allem wenn Wasserknappheit herrscht.
Laut dem letzten Google-Eintrag soll die Anlage allerdings Anfang 2023 nach Überschwemmungen nicht mehr funktionieren. Wir also ins WoMo und dem Navi gefolgt. Ok, durch das Flussbett zu fahren war noch ganz in Ordnung, aber dann ging es in einen Palmenhain und es wurde verdammt eng. Nicht nur in der Breite, auch in der Höhe.
Irgendwann kam eine Kurve, die wir mit den 6m Länge nicht schaffen konnten. Umdrehen ging nicht, weil der Weg zu schmal war. Aus einem Haus kam ein alter Mann, der uns rückwärts dirigiert hat… auf arabisch. Dann kam noch ein jüngerer Mann dazu und beide waren am gestikulieren und Anweisungen zu geben und es wurde ziemlich laut, weil jeder die bessere Lösung hatte. Irgendwann kam eine Abzweigung und ich konnte wenden. So viel zum Besuch der Wasseruhr. Das war Aufregung genug. Wir verschieben den Besuch aufs nächste Mal.
Dann ging es weiter die P1805 nach Norden aus Tata heraus. Für die gut 50 km werden wir etwas über 1 Stunde brauchen. Die Straße ist gut ausgebaut, aber man hält dauernd an, um die Umgebung zu bestaunen und zu fotografieren und filmen.
Es ist einfach grandios, durch das weite Tal zu fahren. Nach gefühlt jeder Biegung sieht es wieder komplett anders aus. Die Sonne steigt höher und das Farbenspiel beginnt.
Die Fahrt nach Ait Kine verläuft problemlos. Das Tal ist weit, ab und zu kommen ein paar Dörfer und es wird zunehmend ländlicher. D.h. die Hohlblock-Häuser werden weniger und die Lehm/Stroh-Gebäude sind in der Überzahl. Nach ein paar Kilometern kommt man wieder in eine Ebene.
Ait Kine
In der Ebene biegen wir kurz vor Tagmoute rechts ab. Mal davon abgesehen, dass uns Google Maps gleich darauf in eine unbefestigte Sackgasse leiten wollte, haben wir Ait Kine schnell erreicht. Was auffällt, sind die bewässerten Felder am Ortseingang. Wir stellen den Wagen gleich am Ortseingang ab. Ab hier fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Was ist das besondere an Ait Kine? Unser Freund Ali aus dem Camp Amskou hat uns dieses Dorf empfohlen und wir konnten es bisher in den Reiseführern, die wir dabei haben, auch nicht als Sehenswürdigkeit finden. Das Dorf hat einen gut erhaltenen Speicher. Und Speicher heißt auf arabisch “Agadir”. Das war uns auch neu.
Es ist eine rechteckige Struktur mit hohen Mauern und einem Tor als Eingang. Im Inneren befinden sich an den Mauern z.T. 3 Stockwerke hoch Öffnungen. Diese wurden von den Familien als Vorratskammer, Waffendepot, Saatgut-Lagerung, u.ä. benutzt. Unseres Wissens nach, werden diese Speicher heutzutage nicht mehr benutzt und verfallen. Wer also die Gelegenheit hat, sollte sich das unbedingt ansehen, solange es noch existiert. Leider war hier in Ait Kine das Tor verschlossen und wir konnten uns mit keinem der wenigen Einwohner verständigen, der uns weiterhelfen konnte. Lohnenswert war auf alle Fälle, durch dieses alte Dorf zu gehen und auf uns wirken zu lassen.
Nach unserem Rundgang, bei dem wir lediglich 2 Frauen an ihren Häusern gesehen haben, machten wir uns auf den weiteren Weg nach Tafraoute.
Die Fahrt durch den Anti-Atlas ist ähnlich beeindruckend wie über die Rekkam-Hochebene.
Man kann sich nicht satt sehen und die Bilder vermitteln nur grob, wie es hier wirklich ist.
Am Nachmittag erreichen wir Tafraoute. Bis zu unserem eigentlichen Ziel Tiznit sind es noch gut 2 Stunden und wir beschließen, hier eine Nacht zu verbringen.
Es gibt einen gut sortierten Supermarkt im Zentrum und wir möchten unsere Vorräte aufstocken.
Und als wir gerade unser Fahrzeug verschlossen hatten, sprach uns ein Marokkaner auf deutsch an: “Badisch oder Schwäbisch?”.
Tja, und dann kam alles anders als man dachte...